was ist das, ... was das ist ? ...

... diese konzeptionelle Arbeit kann versehentlich in Zusammenhang mit Appropriation (Aneignung) gesehen werden.
Arbeiten der "Appropriation Art" beschäftigen sich meist mit abstrakten Eigenschaften von Kunstwerken und des Kunstmarktes selbst.
Sie problematisieren durch den Akt der Aneignung Kategorien der Kunstwelt, des Kunstmarktes usw. Unsere Leporelloarbeit entspringt dagegen aus den Konflikten des Bildmotivs (man sieht, was man sieht), dem Bildhintergrund, dem Ursprung und letztendlich aus dem Phänomen, dass in der eigenen Wahrnehmung entsteht.

In den 60er Jahren widersprach Sigmar Polke dem "immer noch virtuellen Wahn eines aus dem Nichts schaffenden Künstlers, dessen Initialzündungen der weissen Leinwand bedurften" / Baumeister 1947. Sein Ausgangsmaterial war nunmehr die bereits "bedruckte Leinwand", also Stoffe der trivialen Alltagskultur, auf die er seine Malerei als Projektion fallen lies. Das eigentliche Bildmotiv wurde von den Sehnsuchtsornamenten des Bildhintergrundes unterwandert und Motiv und Grund zeigten sich so als Bild.

Indem ich selbst ein Bildmotiv aus der Kunstgeschichte nachmale, also wieder hervorhole, es dem Ursprung vorstelle, ist die weisse Leinwand ebenfalls obsolet geworden. Dieses angenommene Bildmotiv wird insofern hinfällig, da man nicht mehr davon ausgehen kann, dass es das ist, was man sieht. Darum ist die qualitative Annäherung an die Orginalität des kunstgeschichtlichen Vor(weg)bildes in dieser konzeptionellen Arbeit nicht entscheidend. Es taucht also nicht im Sinne der Appropriation, als Aneignung eines Originals oder einer vergangenen Stilrichtung wieder auf, sondern es ist konzeptionell als Bildgrund (wie Polkes Stoffe) anzusehen - das Bild selbst entsteht über dem Bildabgrund, der hier aus sichtbar verdoppelten Bezügen zur bildenden Kunst des 20sten Jahrhunderts besteht (wie die meist mehrfach gelegten Stoffbahnen) in der gegenwartsrelevanten Wahrnehmung des Betrachters, als Original in der Unzeitlichkeit von Kunst.

Ein wesentlicher kunsthistorischer Bezugspunkt ist die da-Vinci-getreue Reproduktion der Mona Lisa "Rasée L.H.O.O.Q." von Marcel Duchamp. Er bezieht sich damit auf seine eigene vorausgegangene Mona Lisa-Collage "L.H.O.O.Q.", die das Portrait Leonardo da Vinci´s mit einem Schnurrbart zeigt, dass nun als Bildgrundierung seiner Mona Lisa "Rasée L.H.O.O.Q." fungiert. Die im Bildtitel angekündigte Rasur ist und bleibt ein Phänomen, dass nur im Kopf des Betrachters entstehen kann, wenn dieser die kunstgeschichtlichen Zusammenhänge kennt.

... ein Ausschnitt des Leporello zur Kunst des 20. Jahrhunderts ... je 210 cm hoch, 130 oder 170 cm breit und insgesamt weit über 100 Meter lang ... (das Projekt ist jetzt mit 136 Bildern abgeschlossen) ...
... wir suchen in Übertragung des bekannten "running fence" auf unsere Zick-Zack-Schlange im Jahr 2011 Orte der Kunst (auch als Ausschnitt, wie unten / auch in anderer Zusammenstellung) ...


... weitere Bilder hier: grosseSechsundZwanzig ... + ... weitere Bilder hier: grosseSechsundDreissig ... + ... weitere Bilder hier: gemalteFotografien ... + ... weitere Bilder hier: betrachterPortraits ... + ... weitere Bilder hier: artVerwandtes ...

... Peter Dimke (...) ist in der Zeit seiner Lehrtaetigkeit an den Hochschulen fuer Bildende Kuenste in Braunschweig und Hamburg, zum "Kuenstler ohne Werk" avanciert, ohne, daß damit sein konzeptioneller Ansatz anerkannt, bzw. daß er so einzuordnen waere. Nun, mehr als ein Jahrzehnt danach, hat er in zwei Jahren ein malerisches Euvre geschaffen und vorgelegt, das ihn nicht mehr "werklos" erscheinen lassen kann. Dabei ist er nicht von seinem konzeptionellen Vorgehen abgekommen und sieht sich auch heute nicht als Maler, sondern weiterhin als ein konzeptioneller Kuenstler.

... lesen Sie ueber die theoretische Mobilmachung zur Ergreifung der Malerei als konzeptionelles Mittel auf der Seite dimke.org ... und (dort weiter unten) eine kurze Biografie.

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